Diagnose und Therapie neurologischer Erkrankungen
Nicht für jede bisher bekannte neurologische Erkrankung gibt es bereits zufriedenstellende Diagnosemöglichkeiten und Behandlungsoptionen. Hier erhalten Sie eine Übersicht über die diagnostischen und therapeutischen Optionen bei ausgewählten neurologischen Erkrankungen.
Diagnosemöglichkeiten
In den meisten Fällen beginnt die Diagnose einer neurologischen Erkrankung mit der Anamnese und einer ausführlichen allgemeinen und neurologischen Untersuchung. Da die Symptome – gerade zu Beginn – aber nicht immer eindeutig sind und unterschiedliche Erkrankungen infrage kommen können, sind oft weitere Untersuchungen notwendig. Dazu zählen beispielsweise Laboruntersuchungen, Liquordiagnostik (Untersuchung des Nervenwassers) oder bildgebende Verfahren.1 Anhand dieser verschiedenen Diagnoseverfahren und über Differenzialdiagnosen wird die Krankheit genauer bestimmt.
Hier finden Sie eine Übersicht der gängigen diagnostischen Untersuchungen bei einigen neurologischen Erkrankungen:
- Spinale Muskelatrophie: Der Goldstandard ist die molekulargenetische Untersuchung, bei der eine Mutation des SMN1-Gens festgestellt werden kann.2
- Multiple Sklerose: Neben einer neurologischen Untersuchung und der Liquordiagnostik sind bildgebende Verfahren (MRT) und elektrophysiologische Messungen Teil der Diagnostik.3
- Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD): Anhand einer Laboruntersuchung wird festgestellt, ob die betroffene Person AQP4-Antikörper im Serum hat. Bei APQ4-seropositiven Patienten wird die Diagnose anhand bestimmter klinischer Merkmale und MRT-Befunde gesichert, bei seronegativen Patienten müssen dazu weitere bestimmte klinische und MRT-Befunde vorliegen. Eine relativ neue Methode als bildgebendes Instrument in der Neuroinflammation ist die optische Kohärenztomographie (OCT), ein bildgebendes Verfahren aus der Augenheilkunde.4
- Chorea Huntington: Da es sich hierbei um eine Erbkrankheit handelt, wird zunächst während der Anamnese die Familiengeschichte erfragt. Neurologische und molekulargenetische Untersuchungen liefern zusammen mit der weiterführenden Diagnostik (EEG, bildgebende Verfahren wie FDG-PET, cCT/cMRT) genauere Hinweise.5
- Alzheimer-Krankheit: Anhand von verschiedenen Tests wird zunächst die geistige Leistungsfähigkeit beurteilt. Besteht danach ein Verdacht, bringen bildgebende Verfahren (CT/MRT/PET), eine Blut- sowie eine Liquoruntersuchung weiteren Aufschluss.6
Therapiemöglichkeiten
Für viele neurologische Erkrankungen gibt es noch keine kurative Therapie – sie sind nicht heilbar. Die Behandlung setzt sich aus nicht-medikamentösen Maßnahmen, wie beispielsweise Physio- und Ergotherapie, und medikamentösen Ansätzen zusammen. Bei den medikamentösen Maßnahmen wird zwischen einer kausalen und einer symptomatischen Therapie unterschieden. Erstere bekämpft die Ursache der Erkrankung, während letztere nur die krankheitsbedingten Symptome behandelt. In einigen Fällen ist auch eine Prophylaxe möglich, beispielsweise die Schubprophylaxe bei NMOSD.
Hier erhalten Sie eine Übersicht über die momentanen Therapieoptionen bei neurologischen Erkrankungen:
- Spinale Muskelatrophie: Die Therapie folgt einem multidisziplinären Ansatz und besteht aus medikamentösen (Gentherapie, Spleißmodifikatoren) und nicht-medikamentösen (Physio-, Ergo-, Atemphysiotherapie, Beatmung, Logopädie, Hilfsmittel etc.) Maßnahmen.7
- Multiple Sklerose: Zurzeit gibt es keine kurative Therapie, das Ziel der Behandlungen ist die Reduktion der Entzündungsreaktionen. Tritt ein Schub auf, folgt eine akute Schubtherapie mit hochdosiertem Kortison. Mit einer verlaufsmodifizierenden Therapie (Basis- oder Eskalationstherapie) sollen Häufigkeit und Schwere der Schübe gemindert, sowie das Fortschreiten der Progression verlangsamt werden. Zusätzlich können die schubbedingten Folgen der MS mit symptomatischen Therapien behandelt werden.8
- Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen: Es steht keine kurative Therapie zur Verfügung, jedoch gibt es prophylaktische Therapien, die das Risiko für Schübe reduzieren können. Zur Behandlung der Symptome stehen symptomatische Therapien zur Verfügung. Bei einem Schub kommt eine akute Schubtherapie zum Einsatz. Zusätzlich existieren rehabilitative Maßnahmen.9
- Chorea Huntington: Hier gibt es weder eine kurative noch eine kausale Therapie. Die Therapie setzt sich aus einer medikamentösen Behandlung gegen die Symptome und aus begleitenden Allgemeinmaßnahmen (Physio-, Ergo-, Psychotherapie, Logopädie) zusammen.5
- Alzheimer-Krankheit: Es gibt keine kurative Therapie und die Behandlung erfolgt medikamentös mit Antidementiva. Zusätzlich werden Verhaltensauffälligkeiten behandelt und es können stimmungsaufhellende Mittel verabreicht werden. Des Weiteren können mögliche Grunderkrankungen und Begleitbeschwerden therapiert werden.10
Quellen
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/diagnostik/diagnostik/anamnese-und-untersuchung/ (zuletzt abgerufen 12.05.2023)
- https://www.portal.roche.de/services/spinale-muskelatrophie/spinale-muskelatrophie-diagnostik.html (zuletzt abgerufen 12.05.2023)
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/multiple-sklerose-ms/diagnostik/ (zuletzt abgerufen 12.05.2023)
- https://www.portal.roche.de/services/nmosd/diagnostik.html (zuletzt abgerufen 12.05.2023)
- https://www.amboss.com/de/wissen/Chorea_Huntington (zuletzt abgerufen 12.05.2023)
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/alzheimer-erkrankung/diagnostik/ (zuletzt abgerufen 12.05.2023)
- https://www.portal.roche.de/services/spinale-muskelatrophie/spinale-muskelatrophie-behandlung.html (zuletzt abgerufen 12.05.2023)
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/multiple-sklerose-ms/therapie/ (zuletzt abgerufen 12.05.2023)
- https://www.portal.roche.de/services/nmosd/therapie.protected.html (zuletzt abgerufen 12.05.2023)
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/alzheimer-erkrankung/medikamentoese-therapie/ (zuletzt abgerufen 12.05.2023)